39. Ein bayerischer Reitergeneral im Dreißigjährigen Kriege. 213
Im folgenden Jahre (1636) stieß Werth mit 11 bayerischen Regimentern — 5 zu Fuß, 5 zu Pferd und 1 Dragonerregiment — zu dem Kardinal-infauten Thomas von Savoyen um von den Niederlanden aus einen Vorstoß ins Herz von Frankreich zu machen. Bei Capelle vereinigen sich Werth, Piccolomini und der Herzog Franz von Lothringen mit dem Kardinal-infanten, der mit spanischen Truppen diese Stadt belagerte. Capelle kapitulierte. Auf die Nachricht, daß der Gras vou Soissous mit 8000 Mann und 5 Geschützen in La Fere liege, rückte Werth mit 3000 Pferden an Guise vorüber um den Grasen zu überfallen. Werth hatte schon mit seinen Dragonern einen „Paß" geöffnet, als die spanische Reiterei plötzlich „tornetetta" machte. Hierdurch war sein Auschlag vereitelt. Werth erobert hierauf Ribemont, rückt wieder bei der Armee ein und wohnt der Eroberung von Catelet bei.
Nachdem er den Übergang über die Somme zwischen Bray und Corbie forciert hatte, vernichtete er das Regiment Raymond. Dann verfolgte er die Franzosen mit einigen tausend Pferden, ereilte ihre Nachhut bei Noyon, hieb 150 Mann nieder, eroberte 2 Standarten und machte viele Gefangene. Der Feind zog nach Compiegne, wo er sich verschanzte.
Am 1. September vernichtete Werth das Regiment Psartcy zwischen Compiegne und Montdidier und am 2. eine Kompagnie Kürassiere, „so sich zu Paris von des Königs Gesindlein zusammengeschlagen".
Werths Name verbreitete solchen Schrecken, daß sich ein großer Teil der Bewohner von Paris nur hinter der Loire sicher glaubte und aus der Hauptstadt floh.1)
Paris wäre mit leichter Mühe erobert worden, wenn der Kardinalinsant dem Rate Werths gefolgt und statt sich vor Corbie aufzuhalten den Schrecken in Paris benutzt hätte. Als aber Richelieu sah, daß die Gefahr, welche Paris bedrohte, nur von einigen tausend Reitern, die sich in der Umgebung
*) „Vorläufer des „Marschall Vorwärts" schlug er dein Kardinalinsanten vor stracks auf Paris loszugehen und auf dem Louvre den kaiserlichen Doppeladler aufzupflanzen. Schon verbreitete sich der Schrecken vor den wilden bayerischen Reitern bis in die Hauptstadt und die von Paris nach Süden und Westen führenden Landstraßen bedeckten sich mit Fliehenden. In dem Volksliede:
»Petits enfants, qui pleurera?
Voici Jean de Vert, qui s’avance !< lebt noch heute in Frankreich das Andenken des schrecklichen Reitergenerals fort:
> Jean de Vert ötant un brutal,
Qui fit pleurer le roi de France,
Jean de Vert ötant gönöral A fait trembler le Cardinal. <
Den Ruhm; der 1870 den kühn vorausschwärmenden Ulanen in denselben Gegenden zu teil ward, haben in diesem pikardischen Feldzuge von 1636 die bayerischen Reiter geerntet." Siegm. v. Riezler, Gesch. Bayerns V, S. 515.
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Extrahierte Personennamen: Thomas_von_Savoyen Piccolomini Franz_von_Lothringen Franz Richelieu Voici_Jean Jean Jean Cardinal
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Paris Paris Paris Paris Frankreich
— 182
den jungen König nach Reims zur Krönung zu führen. Der Ritter Vaudrieourt, Befehlshaber in Vaueouleurs, der sich nach einigem Zögern überreden ließ, führte sie an den Hos. Auch hier ward es ihr nicht leicht, den Glauben an ihre göttliche Sendung zu erwecken, und sie mußte manches Verhör bestehen. Endlich erreichte sie ihr Ziel, der König und seine Räte zeigten sich ihrem Plane geneigt, und sie trat an die Spitze des Heeres. Die Wirkung war eine überraschende. Die Krieger folgten siegesgewiß der Jungfrau, welche eine Fahne mit dem Bilde des Heilands vorantragend sie von Kamps zu Kampf führte. Orleans wurde entsetzt und der König in Reims gekrönt (1429). Johanna hatte mit hohem Ernste und in heiligster Demut ihre Aufgabe gelöst, allen Prunk, alle Genüsse verschmähend; etwas Brot in Wein getaucht war ihre ganze Nahrung. Sie wollte nun in die Heimat zurückkehren, aber zu ihrem Unglück ließ sie sich bewegen, an der Spitze des Heeres zu bleiben. Es mag sein, daß sie von nun an die innere Sicherheit vermißte. Die Erstürmung von Paris mißlang, mehr infolge der Unthätigkeit des Königs, der ihr keine Unterstützung sandte, als durch ihre Schuld, und bei einem Ausfalle aus Compisgne wurde sie von den Burgundern gefangen genommen und au die Engländer ausgeliefert. Auf Anstiften der englischen Offiziere erging gegen sie die Anklage der Zauberei und Ketzerei. Der von den Engländern beherrschte, charakterlose Bischof von Beauvais, der Vorsteher des geistlichen Gerichtes, fand sie schuldig, und die Richter verurteilten sie zu lebenslänglichem Gefängnis, nachdem man sie durch die härteste und roheste Behandlung zum Widerruf ihrer Behauptung, daß sie von Gott beauftragt worden fei, gezwungen hatte. Aber dabei beruhigten sich ihre Feinde nicht, sie sollte sterben. Als sie unter den grausamen Quälereien im Kerker nur den Schein des Ungehorsams erweckt hatte, wurde die an Leib und Geist Gebrochene 1431 in Ronen verbrannt. Doch das Volk verehrte sie und verfolgte die Jnquisitions-richter mit Haß und Verwünschung. Auch den Engländern brachte der Tod der Jungsrau keinen Segen. Sie mußten aus allen eroberten Plätzen in Frankreich weichen, nur Calais behielten sie.
Der Nachfolger Karls Vh., Ludwig Xi., ein verschlagener Mann, der, die äußere Hoheit des Hoflebens verachtend, Leute niederer Herkunft, wie einen Barbier, zu feinen Vertrauten machte, befestigte die königliche Gewalt in Frankreich dadurch, daß er die Herzöge und Grafen, soweit es ihm möglich war, durch Meuchelmord und Hinterlist ans dem Wege räumte und so eine Provinz nach der anderen unter die unmittelbare Herrschaft der Krone brachte. Er war es auch, der nach dem Tode Karls des Kühnen Burgund, das unter französischer und deutscher Lehnsoberhoheit stand, an sich riß.
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Extrahierte Personennamen: Kamps Johanna Beauvais Gott Karls Ludwig_Xi Ludwig Karls
Extrahierte Ortsnamen: Reims Reims Paris Frankreich Karls Frankreich Burgund
— 181 -
Könige Eduard Hl., der auch verwandt mit der Hauptlinie der Ka-petinger war, streitig gemacht. Philipp Vi. war ein Bruderssohn, Eduard Iii. ein Enkel (der Sohn einer Tochter) Philipps des Schönen. Übrigens besaßen die englischen Könige (ans dem Hause Plantagenet) seit Alters Poitou und (Menne in Frankreich erblich, freilich unter der Lehnsoberhoheit des französischen Königs. Der Krieg dauerte von 1339 bis 1453. Anfangs waren die Engländer siegreich. So wurde die französische Flotte im Hasen von Sluis (Sleus), einem berühmten Hafen in den Niederlanden, der jetzt versandet ist, von ihnen geschlagen und zerstreut, und nicht allein zur See, auch zu Lande waren sie den Franzosen überlegen. In der berühmten Schlacht bei Crecy unweit Amiens, 1346, bewies Eduards Iii. 15 jähriger Sohn Eduard, nach der Farbe seiner Rüstung der „schwarze Prinz" genannt, eine außerordentliche Tapferkeit und trug wesentlich dazu bei, daß die Engländer das Feld behaupteten. An dem Kampfe beteiligte sich auch der blinde Böhmenkönig Johann, von vier Rittern geführt, und starb den Heldentod. Die Folge dieser Siege war, daß die Engländer in Frankreich festsetzten. Sie eroberten Calais und Bordeaux, letzteres ergab sich dem tapferen schwarzen Prinzen. Zehn Jahre nach der Schlacht bei Crecy, 1356, gewannen die Engländer eine zweite bei Maupertuis und nahmen den französischen König, Johann den Guten, gefangen. Aber nun wandte sich das Glück aus die Seite der Franzosen. Der Ritter Bertrand du Guesclin eroberte seinem Könige Karl Y., dem Weisen, alle Städte wieder, welche die Engländer in Besitz genommen hatten, nur Calais konnte er ihnen nicht entreißen. Während dieser Zeit starb der schwarze Prinz, nachdem er krank nach London zurückgekehrt war. Nach einer längeren Pause begann Heinrich V von England den Krieg von neuem. Wieder mochten die Fremden rasche Fortschritte. Von ihrem Stützpunkte Calais aus eroberten sie ganz Nordfrankreich und belagerten Orleans. Der junge französische König Karl Vh., der mehr für den Minnegesang und das gesellige höfische Leben als für den Krieg geschaffen war, kam in große Bedrängnis. Der Abfall von ihm begann in feiner eigenen Familie und unter seinen nächsten Vasallen. Seine Mutter und der mächtige Herzog von Burgund traten aus die Seite der Feinde über. Da ward ihm aus wunderbare Weise geholfen. Eine Jungfrau, Jeanne d'arc, die Tochter eines Landmanns aus dem Dorfe Domremy bei Vaucouleurs, gelobte, Orleans zu befreien. Ihr tiefreligiöses Gemütsleben war durch die Kunde von der Not des Königs so aufgeregt worden, daß sie Visionen (überirdische Erscheinungen) zu haben meinte und die Stimme seliger Geister hörte, die ihr verkündeten, daß sie von Gott berufen sei,
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Hl. Eduard Philipp_Vi Philipp Eduard_Iii Eduard Philipps Menne Eduards_Iii Eduards Eduard Eduard Böhmenkönig_Johann Johann Maupertuis Johann Bertrand_du_Guesclin Karl_Y. Karl Heinrich_V_von_England Heinrich Karl_Vh Karl Jeanne_d'arc Gott
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Niederlanden Crecy Amiens Frankreich Crecy London Nordfrankreich Burgund Dorfe_Domremy
49
Vi. Die freie Stadt Frankfurt (am Main) mit einem
Gebiet von 1 Vs Q.-M. und 77000 E., von denen 65000 auf das Stadt-
gebiet kommen. Unter der vorherrschend protestantischen Bevölkerung
gibt es etwa 8o0o Katholiken und 9000 Juden. Handel ist Haupt-
nahrungsquelle, die Staatssorm republikanisch. — Frankfurt am
Main (mit dem gegenüber liegenden Sachs enhausen), Residenz
der deutschen Bundesversammlung, früher Wahl- und Krönungsstadt
der deutschen Kaiser, Goethe's Geburtsort. Eisenbahnsteru nach
Mainz und Wiesbaden, nach Heidelberg, nach Offenbach und nach
Hanau.
§. 22. Das Großherzogthum Luxemburg. Die Furftenthümer
Lippe-Detmold und Lippe-Schaumburg.
I. Das Großherzogthum Luxemburg, zugleich ein Theil
der Niederlande, mit einem Theile des Herzogthnmö Limburg,
welches, gleichfalls zu jenem Königreich gehörig, in einem freilich
losen Verbände zum deutscheu Buude steht, zusammen 85 Q.-M.
mit 380000 meist kathol. E., bietet in der vom Ardennenwalde ge-
bildeten Hochebene wenig Produkte. Viehzucht. — Luxemburg,
14000 E., starke Bundesfestung mit preuß. Garnison. Roermonde,
an der Roer-Mdg. (Maas), Hauptort im Limburgischen (die Lim-
burgischen Festungen Mae stricht und Venloo gehören nicht zum
deutschen Bunde).
Ii. Fürstenthum Lippe-Detmold, an der Südwestseite
vom Teutoburger Wald durchzogen, mit dem Nordende die Weser
berührend (von 52» N. durchzogen), 22 Q.-M. mit 108000 meist
reformirteu E., die sieh von Ackerbau, Viehzucht und Leinweberei
nähren. — Detmold, an der Werra, 5000 E. Residenz. Lemgo,
5000 E.
Iii. Fürstenthnm Lippe-Schaumburg, gegen N. vom
vorigen, auf der entgegengesetzten Weserseite, gegen N.o. gestreckt,
am nördlichsten Zweige des Wesergebirges, 7 Q.-M. init 30000 E.
Nahrungsquellen wie in 11. — Bückeburg, 4000 E. Nesid.
Aufgaben.
1. Wie heißt das Gebirge auf der sächsisch-böhmischen Gränze
westlich von der Elbe? wie östlich von derselben? Wie viel beträgt
die mittlere Höhe beider Gebirge? — 2. Ueber welches Gebirge
führt der direkte Weg von Greiz nach Coburg? über welches der
dir. W. von Gotha nach Meiningen? — 3. Welche der bisher
genannten deutschen Staaten werden vom Wesergebirge durchzo-
gen? — 4. Welchem Staats gehört die Hauptmasse des Vogels-
gebirges an? - 5. Wie heißen die beiden Hauptgebirgszüge des
Herzogthums Nassau? — 6. Welches Gebirge füllt das Großher-
zogthum Luxemburg? Wie viel beträgt die Gipfelhöhe dieses Gebir-
ges? — 7. Welchem Flußgebiet gehört fast das ganze Königreich
'Sachsen an? Mit welchem Ende greift es ins Odergebiet hinein?
Viehvff pvlit. Gkogr. Iii. Aufl. 4
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62
<1. Auf einigen kleinern Sunda-Inseln.
e. Auf den Molukken.
2. Afrikanische Kolonien, Handelsfactoreien an den Kü-
sten von Guinea..
Z. Amerikanische Kolonien,
n. Surinam oder Holländisch-Guhana (gegen 500q.-M.
mit 100000 E., von denen die Mehrzahl Negersklaven). — Para-
maribo, am Flusse Surinam, über 20om E. Hptst., wichtiger
Handelsplatz.
b. Von den kleinen Antillen St. En stäche, St. Martin und
Saba und eine Gruppe von Inseln gegenüber Caraccas, worunter
Curaçao.
4. Australische Kolonien: auf der S.w.-Küste von
Neu-Guinea, von geringer Bedeutung.
Ii Das Königreich Belgien, 535 Q.-M. mit 4'/r Mill.
E., entstand 1830 ans den abgefallenen südlichen Provinzen des Kö-
nigreichs der Niederlande. Es lehnt sich im S.o. an den Mittel-
gebirgsbogen, wo sich ein waldiges, metallreicheö Hügel- und Berg-
land ausbreitet. Ardennen, hohe Veen. Die Ebenen sind minder
tief und sumpfig, als in Holland, und sehr fruchtbar. Maas und
Schelde. — Die Bewohner, ein Mischvolk aus niederdeutschen, fran-
zösischen und vielleicht auch altceltischen Stämmen, sprechen theils
flämische, theils wallonische und französische Dialekte. Sie sind leb-
hafter und unruhiger, als die Holländer. Die Mehrzahl ist katho-
lisch. Der früher vernachlässigte öffentliche Unterricht hat sich in
neuerer Zeit gehoben. Auch die Kunst, besonders die Malerei, blüht
auf. Hanpterwerbsqnellen: In S.o. und S. Berg-, besonders Stein-
kohlenban, in den Ebenen Viehzucht unv Ackerbau, Tabak-, Hanf-
und Flachsbau; die Gewerbsthätigkeit ist in den letzten Jahren au-
ßerordentlich gestiegen und wetteifert mit der englischen: Brüsseler
Spitzen, Leinwand, Leder, Seiden-, Wollen- und Banmwollenwaa-
ren, Metallsachen. Der Handel gleichfalls in lebhaftem Steigen
begriffen. Beschränkt-Monarch. Verfassung; zwei Kammern (Sena-
toren und Repräsentanten).
Eintheilung in Provinzen:
1. Brabant (Süd-Brabant), fruchtbar und trefflich ange-
baut. — Brüssel, mit den Vorstädten 240000 E., Hptst., Resid.,
Univers., bedeutende Fabriken (Spitzen), Handel. Schöner Park.
Gegen S. Hell» Alliance und Waterloo (Schlacht 1815). Lö-
wen, an der Dhle (Schelde), 30000 (früher 100000) E., Univers.
Normannenschlacht 801.
2. Antwerpen, sehr fruchtbar, doch im N. Haiden und
Moore. Viel Knnftfleiß. — Antwerpen, an der Schelde, 90000
(einst 200000) E. Fest., Kriegshafen, erste Handelsst. Belgiens.
(Chassö's Vertheidigung der Citadelle 1832). Mecheln, an der
Dhle, 30000 E., Sitz des Erzbischofs Primas, Fabr. (Spitzen, Lein-
wand), Knotenpunkt des belgischen Eisenbahnnetzes.
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67
21. Genf, im Jura-Alpen-Winkel. Lebhafter Kunstfleiß
(Uhrfabriken, Goldarbeiten). Die E. größtentheils (%) protestan-
tisch, sprechen französisch. — Genf, am Ausfl. des Rhone aus
dem See, in herrlicher Lage, 38000 E., die größte und gewerbreichste
Stadt der Schweiz, Geburtsort vieler berühmten Männer (I. I.
Rousseau, Bonnet, Saussure, Decandole, Necker u. s. w.).
22. Neuen bürg, ganz im Jura, am Rhein- und Rhone-
gebiet betheiligt. Weinbau, Knnstfleiß (Uhren, Spitzen). Protestan-
tische, französisch redende Bevölkerung.— Neuenburg oder N e lis-
ch atel, am See gl. N., 7900 E. Gewerbreicher und bevölkerter
sind Le Locle und La Chaux - de - Fonds, 15000 E.
§. 28. Frankreich.
Den nun noch übrigen Theil des europäischen Festlandes nimmt
das Kaiserthum Frankreich ein. An welche Staaten und
Meere gränzt es also?
Wir unterscheiden zunächst in * topisch-physikalischer Beziehung
folgende Theile: a. Die West-Alpen (Cottische und Meeralpen),
Hohe, unangebaute Berge mit engen, tiefen, kalten Thälern. Der
Südabhang, die Provence, fruchtbar mit italienischem Pflanzen-
wuchse. Rhone, Jsere, Durance. — b. Westabhang des Jura.
Salz- und Eisenwerke; Weideplätze. Mildes Klima; Getreide und
Wein im Saone-Thal. — e. Hoch-Frankreich. Auf den Hoch-
ebenen Haiden und unkultivirte Strecken, die Berge reich an Wal-
dungen, Weideplätzen, Eisen, Blei und Steinkohlen, die steilen Thä-
ler fruchtbar. Kaltes Klima in der Auvergne. Die östliche
Abdachung Hoch-Frankreichs gegen den Rhone ist steil mit trocken-
warmem Klima. Kastanien, Oliven, Maulbeerbäume, Wein. Der
südöstliche Abhang, weniger steil, mit Sand- und Sumpfstrecken,
übrigens mit schönem, italienischem Klima. Der südwestliche
Abhang (Garonne und ihre Nebenflüsse) mit feuchtem, frischen
Klima, reicher an Mineralien, Wein, Wald und Weiden, als an
Getreide. Die große N.w.- und N.-Abdachung (Loire-Gebiet)
kalt und rauh bis zur Westwendung der Loire, dann milder. —
d. D i e V o g e s e u und die Hochebene v o n L o t h r i n g e n
(der germanische Theil Frankreichs). Maas und Mosel. Das Kli-
ma ziemlich kalt. Bergwerke, Wälder, Weiden, Getreide, Flachs.
Der Ostabhang der Vogesen (Elsaß) fruchtbar, wälderreich. —
e. Das französische Tiefland. Zieht man eine Linie von
der Loire-Mdg. zur Mündung der Oise, lind verfolgt diese und die
Aisne bis zur Mitte von Lothringen, so schneidet man eine nord-
westliche Landschaft, welche statt des Weinstocks Obstbäume und
topfen, ferner Getreide, Gemüse, Tabak, Wälder, Rindvieh und
ferde enthält. Eine zweite Linie, von der Gironde zum Rheinthal
in der Mitte des Elsasses gezogen, trennt eine mittlere Gegend
mit wenig Wäldern, aber mit Wein, Flachs, Hanf, Getreide und
großen Weideplätzen, von südlichen Landschaften, welche arm an
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Extrahierte Personennamen: Bonnet Necker
Extrahierte Ortsnamen: Genf Schweiz Rhein- Neuenburg Frankreich Frankreich Hoch-Frankreich Frankreichs Lothringen Rheinthal Elsasses
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreichs Paris Westpunktes Nordpunktes Madrid Brest Brest Brest Brest Angers Grenoble Toulouse Marseille Paris Lyon Rheims Frankreich Frankreichs Frankreichs Frankreich Frankreichs Wien Frankreich Frankreich Frankreichs Frankreichs Oesterreich Schottland Edinburgh London Leipzig Cork Lissabon
82
Tioüer, Braunschweig, Magdeburg? b. Frankfurt, Stuttgart, Mün-
chen ? e. Lion, Marseille? d. Brest? e. Birmingham, Walerford,
Limerik? s. Bergen in Norwegen? — 8. Welche zwei Meerbusen
bildet die Nordsee an der niederländischen Küste ? — 9. Welcher
Theil von Belgien ist gebirgig? welche unter der S. 64 der top.
Geogr. angegebenen Gebirgen füllen diesen Theil? — 10. Fällt die
erste Haupt-Nheinspaltung ins niederländische Gebiet? — 11. Welche
Hauptrichtung haben die Rheinarme im Niederländischen? — 12.
Welcher von den beiden Staaten Holland und Belgien hat die relativ
stärkste Bevölkerung? — 13. Bergt, die Bevölkerung Amsterdams
mit der von Brüssel! — 14. Wie viel Städte, deren Einwohnerzahl
20000 oder mehr beträgt, hat Holland? wie viele Belgien? —
15. Nennt die erwähnten Städte a. an der Maas, b. an der
Assel, e. an der Schelde ! — 16. In welchen Schweizer-Kantonen
herrscht die katholische, in welchen die protestantische Religion vor?
— 17. Welcher Kanton liegt zunächst im N. des Gensersees? —
18. Welche Kantone durchfließt der Rhone? welchem gehört sein
Oberlauf an? — 19. Welcher ist der nördlichste Kanton? — 20.
Welche Kantonen berühren den Rhein? — 21. Welche Kantone
durchfließt die Ahr? — 22. Welche Staaten berühren den Boden-
see? — 23. Wie viel beträgt die mittlere Kammhöhe in den
Nordalpen? — 24. Wie hoch liegt das Plateau der Schweiz am
Nordfuß der Alpen? — 25. Was versteht man unter Vor-,
Mittel- und Hochalpen? — 26. Wie hoch ist der Monte Rosa
(auf der Gränze der Schweiz)? — 27. Gehört der Großglockner
der Schweiz an? der Montblanc? die Ortclesspitze? — 28. In
welcher Höhe liegt in der Schweiz die Region der Eichen und Bu-
chen? (phys. Geogr. §. 61). Wie heißt die nächst höhere Region der
Alpen? wie die höchste? — 29. Finden sich Bären und Wölfe in
den Alpen? — 30. Welche Provinzen Frankreichs liegen am Mee-
re? — 31. Gebt nach einer guten Charte an, welche Departements
von Frankreich ans Meer stoßen! — 32. Welche Departements
werden von den Pyrenäen berührt? — 33. Nennet das westlichste,
südlichste, östlichste und nördlichste Departement! — 34. Welche
Departements durchfließt oder berührt die Loire? der Allier? die
Seine? die Garonne? u. s. w. — 35. In welchen Departements
liegen die Quellen der obengenannten Flüsse? — 36. Welches Ge-
birge streift auf der Gränze von Elsaß und Lothringen? — 37. Wel-
che Provinzen sind von den Alpen erfüllt? welche vom Iura? welche
von der französischen Mittelgebirgsgruppe? — 38. Au welcher Ge-
birge Flora nimmt das letztgenannte Gebirge Theil? (phys. Geogr.
§. 52). — 39. Welche Residenz eines deutschen Fürsten hat sehr
nahe mit Paris gleiche größte Tageslänge? Längendisferenz beider! —
40. Welcher Stadt am Rhein kommt der Parallelkreis des Nord-
punktes von Frankreich am nächsten? — 41. Welcher deutsche
Hauptfluß und welcher Rheinnebenflnß mündet nahe dem Meridian
des Ostpnnktes von Frankreich? — 42. Breitendifferenz Roms und
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Magdeburg Frankfurt Stuttgart Marseille Brest Limerik Norwegen Belgien Niederländischen Holland Belgien Amsterdams Holland Belgien Rhein Schweiz Frankreichs Frankreich Lothringen Paris Rhein Frankreich Rheinnebenflnß Frankreich Roms
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iv. Einzelne Staaten Europas. 14z
feit ihn nicht den Werth der Waldenser seines Landes erkennen ließ, welche auszutilgen er sogar die leidige Inquisition einführte, ein Beweis, wie das todte Ceremonial-system seiner Kirche auch die edelste Frömmigkeit zu vergiften vermag. Er starb auf seinem zweiten Kreuzzua uach Tunis (S. 129).
Nach den Cavetingern kam ein Nebenzweig, das Haus Balois, auf deu Thron, welches von 1328—1589 13 Könige zählte. Seit Wilhelm dem Eroberer wurde die Normaudie als englisches Lehen angesehen, und das hatte viele Neibuugeu zwischen Euglaud und Frankreich zur Folge. . Jetzt machte England gar Ansprüche auf deu französischen Thron; und der Kampf wurde um so gefährlicher, da schreckliche Parteikriege im Juueru Frankreichs wütheten. Nach dem Tode des wahnsinnigen Königs Karl Vi. (1380 — 1422) gewannen die Engländer eine Provinz nach der andern; und schon war Orleans, der Schlüssel zum südlichen Frankreich nahe daran, sich zu ergeben. Da erschien plötzlich vor Karl Vii., der allen Muth verloren hatte, die Tochter eines Lothringer Laud-inanns, Johanna Darc, mit der Versicherung, daß
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Tunis Haus_Balois Frankreich England Frankreichs Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
144 Mittlere Geschichte.
ettte Erscheinung sie zur Retterin Frankreichs berufen habe, Orleans solle entsetzt und Karl in Rheims gekrönt werden. Sie rvitrbe an die Spitze des Heeres gestellt und entflammte dasselbe; die Engländer warfen in panischem Schrecken die Waffen weg, und Karl konnte triumphirend in Orleans einziehen. Eine Stadt nach der andern wurde unter der muthvollen Anführuug der Jungfrau, die mitten in das Schlachtengewühl sich wagte, erobert; und endlich hatte Karl die Frende, in Rheims einzuziehen und gekrönt zu werden (1430). Johanna wollte jetzt zurück-treteu; aber man nöthigte sie, beim Heere zu bleiben. Das Jahr daraus wurde sie vou den Engländern gefangen und nach einem höchst ungerechten Prozesse von französischen Richtern und Bischöfen zu Rouen als Hexe verbrannt. Indessen war nun einmal Frankreich siegreich; und bis 1436 war alles außer Calais den Engländern entrissen.
Die französischen Könige hatten jetzt nur noch in dem reichen Herzog von Burguub, Karl dem Kühnen, einen gefährlichen Rebenbuhler, der außer seinen Reichslehen den größten Theil der Niederlande besaß und sogar mit dem Kaiser um den Königstitel unterhandelte. Allein der listige Ludwig Xi. wußte ihn in Kriege mit den Schweizern zu verwickeln, in welchen er schwere Niederlagen und zuletzt den Tod fand (1477). So zog Ludwig fein Reichslehen an sich. Die Niederlande aber sielen an Oesterreich, indem Karl's einzige Tochter Maria ihre Hand Maximilian I. bot. Frankreichs Könige hatten jetzt die erzielte Macht erreicht. Nahmen auch ihre nunmehrigen Eroberungsversuche in Neapel und Oberitalien einen unglücklichen Ansgang, so erstarkte boch das Reich im Innern, vornehmlich unter Ludwig Xii. (1498 bis 1515), der ein Vater des Vaterlanbes genannt würde, und das Zeugniß hat, daß in Frankreich nie bessere Gesetze und Kriegszucht gehaubhabt worben seien, als unter ihm.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Johanna Karl_dem_Kühnen Karl Ludwig_Xi Ludwig Ludwig Ludwig Maria Maria Maximilian_I. Ludwig_Xii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Rheims Rheims Rouen Frankreich Niederlande Oesterreich Frankreichs Neapel Oberitalien Frankreich